Das Thema Survival Horror in Spielen ist ja schon seit etwas längerer Zeit groß in Mode. Egal ob The Dead Linger, Rust, 7 Days To Die oder noch viele weitere Titel… alle wollen den Spieler in der offenen Spielwelt mit Horror, Action und Crafting sowie Basenbau und spielerischer Freiheit beglücken. Eins haben die oben genannten gemeinsam, sie sind Zombie-Spiele. Nun kommt mit The Forest noch ein weiterer Titel dazu, der auch unter dem Survival Horror Stern leben möchte. Doch hat man sich hier bewusst nicht für Zombies sondern eher Kannibalen und hässliche Mutationen entschieden. Und so hat das Spiel zwar schon einige Verwandtschaft zu den obigen zu bieten, lässt aber die meist absichtlich stupide Zombie KI im Keller und beschert uns Rudelverhalten und weitere Gimmicks die den Spieler schnell mal fordern können.
Dieser Titel könnte bei guter Entwicklung wirklich große Fußstapfen hinterlassen!The Forest befindet sich zur Zeit in der Alpha Phase und wurde über das Steam Early Access Programm veröffentlicht. Bis zum Release werden noch einige weitere Features implementiert und viele Bugs ausgebessert sowie Balancing und viele weitere Dinge betrieben. Aber schon jetzt ist der Titel sehr gut spielbar und dürfte Gruselfreunden eine Menge Spaß und Grusel bescheren. Seit dem Release sind ca. 8 Wochen vergangen und das Spiel hat schon 2 große Patches bekommen. Das zeigt, dass die Entwickler durchaus fleißig ans Werk gehen und den Titel regelmäßig verbessern. Sogar auf dem Startbildschirm werben sie mit einer exakten Zeit wann das nächste Update erscheint. Dieses 3. Update (Version 0.05) soll in weniger als 2 Wochen folgen.
Jede neue Partie in The Forest beginnt mit einem entspannten Flug über den Wolken. Neben uns sitzt unser Sohnemann mit dem es ab in den Urlaub gehen soll. Doch schnell wird klar, dass daraus nichts wird. Es fängt an zu wackeln, das Flugzeug bricht entzwei und unser liebes Heck stürzt mitten im Wald auf einer immer wieder zufallsgenerierten Insel ab. Als wir nach dem Absturz das erste Mal die Augen öffnen sehen wir, dass ein menschenartiges Wesen (wohl ein Kannibale) unseren ohnmächtiges Sohn entführt. Einen Wimpernschlag später sind sie weg und wir dürfen uns aufrappeln und loslegen.
Um uns herum liegt Essbares und Trinkbares sowie diverse Hilfsmittel, allem voran eine Axt. Mit dieser können wir Büsche zerhacken, Bäume fällen, herumlaufende Tiere schlachten und häuten sowie potentiell auftauchende Kannibalen bekämpfen. Das Spiel hat also begonnen und nun gilt es uns in der Sandbox überlebensfähig zu machen. Dafür sammeln wir umherliegende Äste, Stämme, Seine, Blätter und Co. ein und bauen uns zu Allererst mal einen Unterschlupf. Um dies zu schaffen müssen wir Bäume mit unserer Axt fällen, um an dicke Stämme heran zu kommen. Spätestens nach 3 Bäumen haben wir genug Stämme und Äste zusammen und das Basiscamp steht. Hier können wir uns schlafen legen und so ca. 10-12 Stunden verstreichen lassen, was auch automatisch ein Speicherpunkt ist. Die Lebensanzeige unten rechts (roter Halbkreis) zeigt uns wie gut wir uns fühlen und ob wir beim nächsten Treffer schon das Zeitliche segnen. Rechts gibt es eine Anzeige für Energie/Ausdauer, die wir noch besitzen und in der Mitte sehen wir unser Hungergefühl dargestellt.
Doch schon schnell bemerkt man, dass man nicht allein ist. Je nach zufallsgenerierter Karte hat man früher oder später die ersten Besucher, die nicht gerade freundlich daher kommen. Blickt man in den Wäldern umher wird man schnell bemerken, dass man beobachtet wird. Immer wieder rennen in sicherem Abstand irgendwelche Menschenartige Wesen umher und schauen zu was wir so treiben. Gelegentlich überlegen sie sich auch mal etwas näher zu kommen und sogar im Rudel anzugreifen. Allerdings sind die meisten tagsüber eher scheu. Sollten sie dennoch vorbeikommen, so muss man die Axt auspacken und fleißig kämpfen. Hat man die hübsch-hässlichen Gegner besiegt, werden erst einmal Arme, Beine und der Kopf eingesammelt. Diese helfen uns dabei Warnsignale (Totems) mit Körperteilen aufzustellen, die weitere Gegner fern halten sollen. Dafür gibt es aktuell 3 Varianten, die 1-3 Köpfe und weitere Körperteile brauchen.
Ist man besonders fleißig, kann man sich neben den Totems auch Fallen bauen. Um diese aufzustellen braucht man allerdings jede Menge Holz, was uns wieder zum Holzhacken und Sammeln von Ästen im Wald verdammt. Das Problem an der Sache ist, dass die Zeit recht schnell vergeht und wir neben dem Bauen ja auch Essen und Trinken sollten. Ist der Tag rum folgt natürlich unweigerlich die Nacht. Das ist die Hochzeit unserer besten Freunde, die sich natürlich auch durch Licht angezogen fühlen. Von daher sollte man ein Feuerchen in der Nacht im Freien eher meiden, sonst hat man schnell einen Reisebus an Freunden vor Ort. Von allen Seiten wird man umzingelt und muss ab sofort um sein Leben noch mehr bangen als schon am Tage. Nachts schaut man sich automatisch immer wieder um, ob sich nicht irgendwo etwas anschleicht. Und allein diese Hochspannung sorgt schon für den passenden Nervenkitzel. Nichtsahnend schleichen sich die Kollegen auch gerne mal von hinten an oder springen im Vollsprint samt Stein in der Hand auf einen zu um uns bewusstlos zu schlagen.
Sterben tun wir nämlich erst einmal gar nicht. Werden wir im Freien von den Kannibalen besiegt, werden wir in eine Höhle geschleppt. Diese sind wirklich riesig und wir müssen einen Ausweg finden. Nur mit einem Zippo bewaffnet (welches selbstredend Licht macht und somit Gegner anlockt) haben wir nun eine Art 2. Leben und können versuchen uns aus der Höhle zu schleichen. Dort sind allerdings jede Menge weiterer Fieslinge die patroullieren oder beten und an denen wir vorbei kommen müssen. Dies ist nicht immer sonderlich einfach und führt in den meisten Fällen doch zum “verdienten” Tod. Hier heißt es nun Abschied nehmen und neu anfangen. Ja, auch The Forest beglückt uns mit dem dauerhaften Tod und sagt uns wie lange wir überlebt haben.
Allerdings sind die Kannibalen nicht die einzigen Feinde in The Forest. Auch unser oben erwähntes Hungergefühl kann zum Tode führen, genau wie eine Vergiftung. Denn das umherlaufende Essen ist nicht der einzige Weg zur Nahrungsaufnahme. Im Wald gibt es auch Beerenbüsche, die je nach Optik gut und böse sind. Unser glücklicherweise vorhandenes Überlebens-1×1 hilft uns dabei die Beerenunterschiede zu erkennen. Denn mit Vergiftungen ist nicht zu Spaßen. In den Koffern die wir rund um das Wrack mit unserer Axt geöffnet haben war zwar teils auch Medizin, doch weitere Anlaufquellen für diese Medikamente sind eher spärlich.
Das Crafting an sich ist nicht sonderlich schwierig zu erlernen. Im besagten Handbuch gibt es zig Objekte von der Sitzbank über ein Feuerchen und Fallen bis zur riesigen Hütte oder auch einzelnen Bauteilen wie Wände jede Menge Baupläne, die uns genau sagen was wir brauchen. Anschließend platzieren wir ein “fertiges” transparentes Objekt in der Welt und fangen an die Gegenstände einzubauen. Dies geschieht durch einen simplen Klick und sobald wir alle Teile in die Silhouette integriert haben erscheint unser Bauwerk in voller Farbenpracht. Dank der eindeutigen UI sehen wir jederzeit was noch fehlt und können uns auf die Suche begeben. Zwischendurch rösten wir uns ein erlegtes Kaninchen oder eine Echse auf dem Feuer und füllen so unseren Magen. Allerdings ist nicht nur der Hunger ein Problem. Denn die kalten Nächte können dafür sorgen, dass wir erfrieren. Ein kleiner Unterschlupf sollte daher schnellstmöglich geschaffen werden. Auch das Wetter bietet Abwechslung. Vom Sonnenschein über Regen und Gewitter ist definitiv für Abwechslung gesorgt.
Wenn man The Forest so sieht, glaubt man gar nicht, dass es aus der Unity Engine stammt. Auch wenn einige Objekte teils etwas sehr arg glänzen (sind wir hier etwa einer Dauerschleife der Regenszene von 9 1/2 Wochen – nur ohne Liebespartner?) kommt der Wald an sich doch recht schick daher. Auch das Fällen der Bäume sieht sehr ordentlich aus und die zerstörbaren Büsche und die flexible Umwelt sorgen für ein richtiges Survival Feeling. Im Vergleich zu z.B. The Dead Linger kann ich diesem Wald nur ein Lob aussprechen. Das soll nicht heißen, dass TDL schlecht aussieht, aber es ist für meinen Geschmack schwächer, wenn es um die Walddarstellung geht. Dafür ist die Spielwelt dort aber auch um einiges größer und bietet mit Farmen, Gebäuden etc. mehr Abwechslung als die Wälder und Höhlen in TF. Hier hat man zumindest nach dem 10. Spielen die meisten Assets gesehen und es gibt wenig wirklich “Neues” zu entdecken. Selbstverständlich wird auch hier noch jede Menge neuer Inhalt fließen und ich bin gespannt ob ich den Jungen irgendwann mal finde. Von daher mache ich mir erst einmal wenig Sorgen über die Langzeitmotivation. Schließlich sind wir noch immer in einer Alpha. Atmosphärisch kann The Forest auf jeden Fall schon jetzt dick punkten. Der Wald wirkt wirklich lebendig dank der Tiere, Pflanzen und dichten Vegetation.
Bei meinen diversen Runden im Wald und in den Höhlen konnte ich erfreulicher Weise nur wenige Bugs entdecken. Dank der ersten 2 Updates der Entwickler von Endnight Games wurden viele Gamebreaking Bugs gefixt und einige Verbesserungen und neue Features integriert. Freunde des friedlichen Spiels können mittlerweile im Startbildschirm einfach mal das Wort “veganmode” eintippen (ohne Eingabefeld) und aus den Köpfen in der Mitte wird ein Blumenparadies. Das heißt, dass ihr ab sofort ohne Kannibalen überleben dürft. Für Schreckhafte Menschen sicher ein guter Weg das Spiel friedlich zu erkunden. Aber Vorsicht, Essen nicht vergessen.
The Forest bietet eine wirklich rundum gelungene Atmosphäre und schon in diesem frühen Alphastadium jede Menge, das man tun kann. Sicher gibt es hier und da noch einige Bugs, aber das Spiel an sich ist schon richtig gut spielbar. Wer auf Grusel und Survival steht und vielleicht einen der Zombie-Titel im virtuellen Regal stehen hat, der sollte sich auch mal The Forest genauer anschauen. Hier gibt es zwar keine Zombies, dafür haben die Kannibalen aber Hirn – und das nicht zu knapp! Für faire 14,99€ kann man sich im Steam Store mit dem Titel eindecken und seine ersten Ausflüge starten. Im dortigen Community Hub gibt es auch jede Menge Survival Guides und Tipps. Für die Zukunft soll es noch viele tolle Features wie z.B. einen Koop-Modus, weitere Gegnertypen und unterschiedliche Stämme geben. Dieser Titel könnte bei guter Entwicklung wirklich große Fußstapfen hinterlassen! Hier noch der letzte Trailer von vor einigen Monaten: