Gamescom 2014 – Indies auf dem Vormarsch – Teil 3

Gamescom 2014 – Indies auf dem Vormarsch – Teil 3

Der dritte Teil der Gamescom-Messeberichte bietet Rundenstrategie mit Herz, mystische Welten rund um ein kleines Mädchen, die Erkundung fremder Planeten und tiefer Höhlen voller Action und Atmosphäre. Den Anfang macht heute Abbey Games mit ihrem unorthodoxen Ansatz Renowned Explorers.

Renowned Explorers – Abbey Games

Der Titel ist im Kern pure Rundenstrategie im 18. Jahrhundert, die allerdings nicht wie üblich auf Waffengewalt setzt. Stattdessen kann man die Gegner auch einfach umgarnen oder ihren Willen brechen. Das alles sind natürlich im Kern die gleichen Methoden wie bei jedem Rundenstrategietitel, sollen hier aber einfach mal freundlich verpackt werden. Dazu setzt man auf eine Comicgrafik mit ihrem ganz eigenen Charme und Stil. Der Spieler stellt sich zu Beginn ein Team aus bis zu 3 Charakteren zusammen. Hierbei gibt es z.B. eine Luchador (mexikanisches Wrestling) oder eine Herzensbrecherin zur Auswahl. Mit diesen Charakteren bereist man die unterschiedlichsten Punkte auf der Erde von der Südsee bis in die Wüste. Auf den jeweiligen Landkarten arbeitet man sich mit dem Team von Punkt zu Punkt und steigt dort jeweils in den 2D/3D Mix der Spielwelt ein, in der auch die Rundenstrategie stattfindet. Von hier aus bewegt man sein Team auf einer mehr oder minder ohne Hex- oder Quadratfeld gestalteten Karte voran und versucht die Gegner mit Kampfkraft, Willenskraft oder Liebe zu beeinflussen. Die Gegner selbst sind dabei Piraten, Tiere und sonstiges Gesocks was man so auf der Welt findet.

Auf der Gamescom konnte ich mich in der Südsee austoben und ein paar Affen bezwingen, die mir im Weg standen. Dazu nutze ich unter anderem die Special Moves meiner Luchador Dame, die in schicken Wrestling Moves den Gegnern das Licht ausknipste. Aber auch die gute Herzensbrecherin bot den Affen einiges. Am Ende liefen 2 Affen meiner Lady im Schlepptau hinterher und konnten sich nicht genug an ihr ergötzen. Jeder Charakter hat dabei seinen eigenen Skilltree  und das Spiel generiert zufallsgenerierte Landschaften, damit der Wiederspielwert gegeben ist. Interessant ist vor allem die 2D /3D Mischung. Alle Charaktere und die meisten Pflanzen sind 2D Sprites, während die Spielwelt an sich in 3D daherkommt und die ein oder andere Kamerafahrt zulässt. Das sieht mitunter etwas skurril aus, versprüht aber auch irgendwie einen ganz eigenen Charme. Entspannte Rundenstrategen könnten an diesem Spiel gefallen finden. Echte XCOM Junkies mögen sich aber vielleicht nicht genug gefordert fühlen. Das ist allerdings noch nicht in Stein gemeißelt, da sich das Spiel noch länger in der Entwicklung befindet. Optisch spricht es sicher nicht jeden an, was ein weiteres Kriterium für manchen Gamer sein könnte. Wer Indies allerdings zu schätzen weiß und nicht gerade Grafik im Stile eines Blizzard Trailers braucht, der sollte sich den Titel mal merken. Auf der Messe gab es zwar einen Trailer, dieser scheint den Weg aber noch nicht ins Netz gefunden zu haben. Daher hier nur ein Screenshot aus der aktuellen Version:

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Toren – Swordtales

Über Toren hatte ich ja vor einiger Zeit schon mal berichtet. Das Spiel, das als erstes in Brasilien vom Staat Gelder für eine Computerspielproduktion einheimsen konnte wird von Versus Evil unterstützt und dürfte gegen Ende des Jahres das Licht der Welt erblicken.

Im Spiel geht es um ein Mädchen, das während des Spielens altert. Ähnlich wie im Film Benjamin Button erlebt man ihre ganze Entwicklung – nur “richtig” herum vom kleinen Mädchen bis hin zur Erwachsenen Person. Sie findet sich an einer Art Baum des Lebens wieder, der mit einem Turm verbunden ist, den es zu erklimmen gilt. Sie weiß nicht warum sie dort ist und versucht den Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dabei ist das Spiel so gut wie kampflos. Es gibt zwar einige Kämpfe, die meisten sind aber eher als Puzzle zu verstehen. So gibt es z.B. eine Szene mit einem Drachen, der immer wieder einen Sturm aufkommen lässt. In den kurzen Pausen kann ich aber auf ihn zu rennen und mich hinter der nächsten Säule verstecken, bis ich vorne ankomme. Bin ich zu langsam, werde ich vom Wind brav wieder zurückgedrängt. Diese kleinen Geschicklichkeitsspiele und Puzzle sorgen für die Abwechslung zwischen den Erkundungs- und Storyelementen sowie Sprungeinlagen und Balanceakten.

Das Spiel besitzt dabei keine direkten Dialoge, sondern wird vor allem durch Gedichte getragen. Diese sind natürlich auf englisch geschrieben, so dass Spieler die des englischen nicht allzu gut mächtig sind sich vielleicht eher abwenden, da die Geschichte schon viele Andeutungen aller Art enthält. Vom ersten Eindruck am Stand kann ich sagen, dass mir das Spiel zwar gut gefallen hat, aber irgendwie etwas träge vorkam. Das mag allerdings auch daran liegen, dass der Designer einfach viel hin und her gesprungen ist um nicht allzu viel zu teasern. Optisch holt man hier schon einiges aus der Engine raus. Die Welt rund um den Baum ist gelungen, wenn gleich es einige Clipping Fehler gab und die Kamera aus der 3. Person ab und an ein wenig gesponnen hat. Nichts desto trotz hat Toren ein gewisses Flair und könnte für entspannte Seelen eine schöne Geschichte werden. Die Entwickler versuchen dabei die einzelnen Spielabschnitte mit möglichst wenigen Laufwegwiederholungen zu gestalten, damit dem Spieler beim Erkunden nicht langweilig wird. Hoffen wir, dass es ihnen gelingt. Wer mehr sehen möchte schaut sich den Trailer und die Homepage (Link oben) an:

Unclaimed World – Refactored Games

Mit Unclaimed World haben wir einen gefühlten Verwandten von Rimworld entdeckt, wenngleich der Titel auch einiges anders macht. Im Kern sind beide aber eine Kolonie-Simulation, die den Spieler auf fremde Planeten schickt und dort um das Überleben kämpft. Das Spiel ist interessanter Weise schon seit einigen Monaten auf Steam Early Access, hat sich dort aber relativ bedeckt gehalten. Das liegt sicher mitunter daran, dass der Titel noch nicht so richtig rund läuft. Im Kern besitzt das Spiel eine klasse Idee, allerdings fehlt drum herum noch einiges. Bisher gibt es z.B. noch keine Speicherfunktion und auch die UI bzw. Steuerung war auch am Stand noch sehr gewöhnungsbedürftig. Das Konzept die Leute aber nicht direkt zu steuern, sondern immer nur allgemeine Befehle zu geben gefällt aber gut. Sicher macht man das in City-Buildern und Co nicht anders, aber hier treffen die Charaktere dank eigener KI auch völlig eigene Entscheidungen.

Das Spiel findet auf einem fremden Planeten statt, auf dem die Menschheit Fuß fassen möchte. Nun gilt es Ressourcen wie z.B. Nahrung zu finden, um das Überleben der Truppe zu sichern. Dabei geht es vor allem mal nicht um anrennende Monsterhorden. Stattdessen muss man einfach wie im Wald sein Überleben durch das Anpassen an die Umgebung erreichen. Das Spiel soll einem das Gefühl vermitteln einer von ihnen zu sein und nicht ihre Befehlshaber. So können die Menschen auch mal gegen das sein, was man sich wünscht. Dann muss man damit leben oder sich einen besseren Ruf erarbeiten und es nochmal probieren. Die KI ist der Knackpunkt in diesem Spiel, wodurch es wirklich besonders werden könnte.

Bisher gibt es 2 Szenarios die gespielt werden können, was natürlich noch nicht viel ist. Dennoch vermitteln einem diese schon einen guten Eindruck davon wohin die Reise gehen könnte. Potential ist hier massenhaft vorhanden, allerdings muss vor allem an der Benutzerfreundlichkeit noch massiv gearbeitet werden, damit der Titel auch Spaß macht. Beim Probespielen hatte ich immer wieder mit umständlichen Abläufen zu kämpfen, auch wenn die nette Volontärin mir immer zu helfen versuchte. Wer mal eine andere Herausforderung sucht und mit einem Early Access Titel leben kann, der sollte auf Steam mal vorbeischauen. Alle anderen können sich erst einmal mit dem Trailer vergnügen und dann entscheiden:

Below – Capy

Das gute Below hat ja schon einiges an Aufsehen erregt. So auch auf der Gamescom, als es auf einmal mit seinem eigenen kleinen Stand am Indie Mega Booth teilnahm. Leider blieb mir keine Zeit zum Spielen, weshalb ich den anderen nur ein wenig zusehen konnte. Doch was ich sah, war mehr “Mainstream” als ich bisher dachte. Man erkundet Höhlen, bekämpft Monster und versucht sich in dieser wirklich riesig anmutenden Welt zurechtzufinden und zu überleben. Dass man das Rad hier nicht neu erfinden würde war klar, doch in wie weit man sich mit neuen Ideen aus dem Fenster lehnen würde war noch nicht absehbar. Allzu weit scheint dies allerdings nicht statt zu finden, ohne dass ich den Titel auf irgendeine Art schmälern möchte. Below versprüht immer noch eine wahnsinnig gute Atmosphäre und lässt uns wirklich klein aussehen in dieser schier riesigen Welt. Ich hoffe, dass mich der Exploration-Survival Titel dennoch in seinen Bann ziehen wird und ich nicht am Gameplay meckern muss, wenn der Titel erscheint. Der Trailer ist auf jeden Fall wieder richtig gut gelungen, weshalb ich nicht um den heißen Brei herumreden möchte – schließlich habe ich es nicht selbst gespielt. Schaut euch den Trailer an und urteilt selbst. Für mich ist Below auf jeden Fall nach wie vor weit oben auf der Liste, allerdings hat der Titel ein wenig an Vorsprung verloren, nachdem der aktuellste Trailer mit die ersten Kampfsequenzen etc. gezeigt hat. Aus Gerüchten wurde Realität und die kann manchmal leider auch etwas enttäuschend sein, wenn auch auf einem wirklich hohen Level. Viel Spaß beim neuen Below Trailer, der wie erwähnt absolut stimmungsvoll daher kommt: