Test: Einmal wieder Kleinkind sein – Among The Sleep lädt zum seichten Gruseltripp

Test: Einmal wieder Kleinkind sein – Among The Sleep lädt zum seichten Gruseltripp
Spielspaß
4
Umfang
2
Grafik
3.5
Sound
4
Wertung
3.38

Vor gut 18 Monaten las ich das erste Mal über Among The Sleep von den Krillbite Studios aus Norwegen. Damals hatten sie schon 2 Preise in Norwegen für ihr Studentenprojekt gewonnen. Das kurze Spielchen, in dem man ein kleines Kind verkörperte fand großen Anklang und so war es fast schon selbstverständlich, dass man aus dem kleinen Studentenprojekt ein komplettes Spiel machen wollte. So entstand Krillbite und startete wenig später seine erste Kickstarter Kampagne, um die Finanzierung eines ganzen Titels zu sichern. Als Ziel setzte man sich im April 2013 $200.000, die einen Monat später von über 8.000 Unterstützern auch locker eingesammelt wurden. Insgesamt brachte man es auf fast $250.000 und konnte sich so die Fertigstellung des ursprünglichen Prototypen sichern. Ein weiteres Jahr später ist Among The Sleep nun fertig gestellt worden und über diverse Plattformen wie z.B. Steam erhältlich. Ob das Spiel allerdings auch wirklich gut geworden ist erfahrt ihr jetzt!

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In Among The Sleep übernehmen wir die Rolle eines kleinen Jungen der gerade 2 Jahre alt wird und einen Teddybären geschenkt bekommt. Dieser erwacht zum Leben und spricht quasi mit uns. Wir sollen in einen Schrank schauen, hineinkletter, die Tür schließen und ihn immer ganz dick knuddeln wenn wir Angst haben. Im dunkeln Schrank hängt allerlei Kleidung, die aber schon fast gruselig daher kommt. Also nutzen wir unseren Teddy, knuddeln ihn und er spendet uns dafür das Licht, das wir so unbedingt brauchen, um die Angst zu bewältigen. So lernen wir spielend, worum es in Among The Sleep in etwa geht.  Aber schon in der folgenden Nacht wachen wir durch fiese Geräusche auf und haben weder Mama noch Teddy zur Hand. Also machen wir uns auf die Suche nach Ihnen und landen dabei in einer schön gestalteten Fantasywelt voller unheimlicher Objekte und Figuren. In dieser Welt machen wir uns auf die Suche nach Erinnerungsstücken unserer Mutter. Nur so können wir sie später wiedersehen. Die Welt ist dabei in mehrere Abschnitte aufgeteilt, in denen wir eine bestimmte Anzahl Gegenstände suchen müssen, ehe es weiter geht. Dabei gibt es zwar Adventure-übliche Funktionen wie anschauen bzw. benutzen, aber eine Waffe oder andere Objekte können wir nicht in den Händen halten. Gekämpft wird also selbstredend auch nicht – wir sind schließlich erst 2!

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Wer bei diesem Spiel allerdings fordernde Rätsel sucht, der sollte sich anderweitig umsehen. Among The Sleep wartet zwar mit kleinen Rätseln auf, diese sind aber gefühlt für 6-8 Jährige gemacht, so dass man hier als Erwachsener nicht gefordert wird. Wer hat schon Lust ständig nur den 2-jährigen zu mimen. Hier hätte man ruhig auch etwas Rätselspaß für Erwachsene integrieren können. Denn die Geschichte alleine kommt bei Weitem nicht an Gone Home heran. Hier wird zwar auch eine hübsche Geschichte erzählt, aber so einfühlsam wie das eben erwähnte Gone Home ist das Gesamtpaket leider nicht. Das mag sicher auch am 2-Jährigen Hauptdarsteller liegen, aber sicher auch daran, dass man weder Fisch noch Fleisch ist. Kein reines Erzählspiel und auch kein reinrassiges Adventure. Dazu haben wir noch ein kleines Krabbel-Rennspiel bei dem wir vor etwas unheimlichen wegkrabbeln und uns verstecken müssen. Das trägt zwar zur Atmosphäre bei, wird aber irgendwann auch eher langweilig. Among The Sleep ist von allem ein bisschen, aber nichts so wirklich richtig.

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Die Optik in Among The Sleep ist nicht überragend, aber durchaus stimmig. Die düstere Fantasywelt weiß richtig zu gefallen, egal ob herrlich ein herrlich schräger Spielplatz oder ein kleines Holzhaus am Hang. Auch das zu Hause ist nett gemacht, aber man merkt dass die Entwickler mehr geistigen Freiraum in der Fantasiewelt hatten. Vor allem die spezielle Optik im Krabbelmodus weiß in der alternativen Welt besonders zu gefallen. Alles wirkt so riesig und auch irgendwie verzerrt. Noch besser als die Optik ist allerdings der Sound. Die Geräusche sind erstklassig und laden immer wieder zu einem kleinen Schauer ein.

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Das größte Manko von Among The Sleep ist allerdings die extrem kurze Spieldauert für den durchaus ambitionierten Preis. Für knapp 20€ kann man das Spiel kaufen und bekommt dafür rund 2 Stunden gelungenen, jedoch nicht überragenden Gruselspaß. Wer sich so richtig gruseln will spielt Amnesia und wer Rätseln möchte, der findet jede Menge guter Adventures auf dem Markt. Dennoch hat Among The Sleep etwas besonderes zu bieten. Die wirklich grandiose Atmosphäre aus gruseliger Grafik mit toller Geräuschkulisse und ein ausgefallenes Setting inkl. Protagonisten sorgen für frischen Wind in diesem Genremix. Daher kann ich Among The Sleep trotz einiger Mängel empfehlen. Allerdings würde ich bis zum nächsten Sale warten, denn für einen 10er sollte man es ruhig mal gespielt haben, da es anders ist. Für alle deren Interesse geweckt wurde hier noch ein Trailer zur Einstimmung: